Sonntagsallianz Nürnberg: Farce um Runden Tisch – Beschäftigte dürfen nicht übergangen werden

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NÜRNBERG 30.9.2025 Mit einer Pressemitteilung wendet sich die Sonntagsallianz Nürnberg nun an die Presse und Öffentlichkeit. Anlass ist das unerfreuliche Treffen „Runder Tisch zum Ladenschluss“ am 17.9.2025 zu dem das Wirtschaftsreferat eingeladen hatte.

„Die Nürnberger Sonntagsallianz kritisiert das Vorgehen des Wirtschaftsreferats der Stadt Nürnberg beim Runden Tisch zum Ladenschluss am 17. September 2025 scharf. Weder wurde im Vorfeld eine Tagesordnung verschickt, noch der Kreis der eingeladenen Teilnehmenden transparent gemacht.

„So schafft man keine Grundlage für einen fairen Dialog – das war ein Alibi-Gespräch mit vorgefertigtem Ergebnis“, erklärt Stephan Doll, Regionsgeschäftsführer der DGB Region Mittelfranken.

Einseitige „Argumente“ – Beschäftigte nicht befragt

Im Mittelpunkt der Sitzung stand eine Präsentation der Wirtschaftsreferentin der Stadt Nürnberg, Frau Heilmaier, die die Grundlage für zusätzliche verkaufsoffene Sonntage und lange Einkaufsnächte liefern sollte. Diese stützte sich ausschließlich auf eine Umfrage unter ausgewählten Einzelhändler*innen, ohne Bekanntgabe der Anzahl der Befragten noch des gestellten Fragenkatalogs. Beschäftigte, deren Arbeits- und Lebensbedingungen unmittelbar betroffen sind, oder Kunden wurden nicht einbezogen.

Eine repräsentative Befragung des DGB „Index gute Arbeit“ mit über 4000 Befragten zeigt, dass 95 % der Beschäftigten keine Ausweitung der Arbeitszeiten wollen, keine weitere Nachtarbeit, sondern verlässliche Arbeitszeiten, die familienkompatibel sind, wie ein Feierabend spätestens um 18 Uhr.

„Das ist ein Schlag ins Gesicht der Verkäuferinnen und Verkäufer. Während sie sonntags und abends arbeiten sollen, werden sie nicht einmal gefragt. Das geht auf Kosten der Gesundheit und der Familie“, kritisiert Kurt Schmidt von der Katholischen Arbeiterbewegung der Diözese Ingolstadt-Eichstätt und hält fest: „Die Attraktivität der Innenstadt hängt nicht an der Ausweitung der Öffnungszeiten.“

 Plan: Mehr Sonntagsarbeit, weniger Schutz

Wenig überraschend sieht der Entwurf einer Ladenöffnungsverordnung des Wirtschaftsreferats für 2026 zwei verkaufsoffene Sonntage und vier lange Einkaufsnächte, drei davon in der Vorweihnachtszeit, vor.

Dekanin Britta Müller sagt dazu: „Der freie Sonntag ist ein hohes Gut, eine heilsame Unterbrechung im Alltag, die in unseren hektischen Zeiten Möglichkeit gibt durchzuatmen.“ Auch die zusätzlichen Einkaufsnächte in der Adventszeit, die eigentlich eine Zeit der Besinnung und des Miteinanders sein sollte, sieht sie kritisch. Zumal die personelle Situation aufgrund des Fachkräftemangels und des Weihnachtsgeschäftes in der Adventszeit in Nürnberg bereits mehr als angespannt ist.

Für die Beschäftigten bedeutet das mehr Belastung, weniger freie Zeit, mehr Druck. „Das ist eine Aushöhlung des arbeitsfreien Sonntags und der ohnehin angespannten Situation im Einzelhandel – und das trifft vor allem Frauen“, so Jaana Hampel von ver.di Mittelfranken.

Vorgetäuschter Dialog – Beschluss schon vorbereitet

Besonders empörend: Der am Runden Tisch präsentierte Vorschlag der Wirtschaftsreferentin soll bereits am Mittwoch, den 1. Oktober, im Ausschuss für Recht, Wirtschaft und Arbeit in genau dieser Form beschlossen werden.

Auf Unverständnis stößt bei den Mitgliedern der Sonntagsallianz auch, dass ein Antrag der SPD Fraktion im Nürnberger Stadtrat ignoriert wird: „Das zeigt: Ein echter Dialog war nie gewollt. Die Beschäftigten und ihre Interessenvertretungen wurden bewusst außen vorgelassen. Alles war von vornherein durchgeplant.“

 Klare Haltung: Keine Kompromisse bei der Sonntagsruhe

Die „Allianz für den freien Sonntag“ aus gewerkschaftlichen und kirchlichen Institutionen tritt seit langem für die Wahrung des arbeitsfreien Sonntags und verlässlicher Arbeitszeiten ein.

Eine Ausweitung der Sonntagsöffnung gefährdet diese Interessen und würde vor allem für die Beschäftigten zusätzliche Belastungen bedeuten. Auch die Auswirkungen längerer Öffnungszeiten in die Nacht hinein auf die Innenstädte sind verheerend, da eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gerade im weiblich geprägten Einzelhandel, weiter eingeschränkt wird.

Die Rolle der Mitglieder der Allianz ist es daher Perspektiven, Werte und Argumente gegen eine Ausweitung von Sonntags- und Nachtarbeit in den Dialog mit der Politik einzubringen. Dies ist bereits vor der Beschlussfassung des neuen BayLadSchlG landesweit mit ausführlichen Stellungnahmen geschehen. Diese wurden jedoch weitestgehend ignoriert.

Die Sonntagsallianz Nürnberg stellt klar: „Wir werden keine Kompromisse über die Ausweitung von Sonn- und Nachtarbeit eingehen. Beschäftigte dürfen nicht zum Spielball wirtschaftlicher Interessen gemacht werden. Wir fordern die Mitglieder des RWA-Ausschusses auf, diese einseitigen Pläne abzulehnen.“

 Klage in Vorbereitung – Widerstand geht weiter

Parallel unterstützen die Mitgliedsorganisationen der Bayerischen Sonntagsallianz eine Popularklage beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof gegen das neue Bayerische Ladenschlussgesetz.

Es ist eine mehr als eine bewährte Tradition und Kultur: Menschen brauchen gemeinsame Zeit und arbeitsfreie Tage, deshalb ist der Sonntagsschutz verfassungsrechtlich garantiert. Wir setzen uns in Bayern dafür ein, dass wir in der Adventszeit nicht nur schuften und shoppen müssen, sondern gemeinsam ausspannen können und dies auch so bleibt. Wir werden den Schutz des Sonntags nicht kampflos preisgeben. Wer Sonntagsruhe und Familienzeit angreift, greift die Würde der Beschäftigten an“, so Martin Plentinger von der katholischen Betriebsseelsorge abschließend.“

Für die Allianz für den freien Sonntag:
DGB Mittelfranken
ver.di Mittelfranken
Katholische Stadtkirche Nürnberg
Katholische Betriebsseelsorge
Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB)
Evang.-Luth. Dekanat Nürnberg
Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (kda)